Juni 2015

Kreativwirtschaft in Polen

In Polen tauchte der Begriff „Kreativwirtschaft“ vor ca. 10 Jahren auf. Bei einer näheren Betrachtung der jeweiligen kreativen Branchen hat Polen vor dem Hintergrund anderer europäischen Länder ein Potenzial in Sektoren, die mit Werbung, Druckwesen, Verlagswesen, Design, Computerprogrammen und –Spielen zusammen hängen. Der Anteil des kreativen Sektors an dem BIP Polens ist ca. 3%. Der Sektor beschäftigt ca. 2% aller Berufstätigen. Der Wert des polnischen Exports im Bereich Kreativwaren und -Dienstleistungen machte 2010 8,34 Mrd. USD aus. Dies ist die 18. Stelle in der Rangliste der Länder mit dem größten Export von Kreativwaren (Angaben nach UNCTAD). Die Dynamik des polnischen Exports von Kreativwaren übertrifft den EU-Durchschnitt (6,2%) fast zweifach und erreicht 12% jährlich. Im Hinblick auf die Kreativität der Gesellschaft wird Polen relativ gut für Human Capital und für das Bildungsniveau bewertet (19. Stelle), die allgemeine Note für die Kreativität ist jedoch nicht so gut: 41. Stelle unter 82 Staaten bei Global Creativity Index (GCI).

Im Landmaßstab zeichnet sich die dynamische Entwicklung des Computerspielmarktes aus. Computerspiele werden in den letzten Jahren zum Spezialfach der Wirtschaft Polens. Der erste polnische Bestseller war das Spiel "Sniper: Ghost Warrior“, von dem 2010 über eine halbe Million Stück innerhalb einiger Monate verkauft wurden, hauptsächlich außerhalb Polen. Selbst in Großbritannien wurden 200 Tsd. St. veräußert. In der Generierung des BIP stehen Computerspiele jetzt vor der traditionellen polnischen Branche – dem Steinkohlebergbau. Der letzte polnische Hit „Witcher 3: Wild Gon“ (Prämiere 19.05.2015) sammelte Bestellungen für über eine Million Stück weltweit noch vor der Prämiere. Ein Treffpunkt für Vertreter der Branche und für Fans von Computerspielen ist seit 10 Jahren die jährliche Messe Poznan Game Arena (PGA). Poznan/Posen ist mit Abstand der führende Messeplatz Polens, und PGA ist die größte Veranstaltung für die Branche in dem Land. An der vorjährigen Poznan Game Arena-Messe (24-26.10.2014) haben sich über 100 Aussteller beteiligt. Die Messe zog fast 60.000 Gäste an.

In einer regionalen Betrachtung spezialisiert sich Wojewodschaft Mazowieckie in den kreativen Branchen, und insbesondere ihre Hauptstadt Warschau (öffentliche Medien, Werbung), gefolgt von Wojewodschaft Malopolskie, mit Schwerpunkt Krakau (Museen, Kultureinrichtungen). Die Faustregel, dass die Kreativbranchen und die damit zusammen hängenden Branchen (ICT, Tourismus, Produktion, Bildung) sich in den Regionen konzentrieren, wo das Lebensniveau relativ hoch ist, findet auch in Polen Anwendung. Neben den oben genannten Wojewodschaften ist der Kreativsektor samt zusammen hängenden Branchen stark in Wielkopolska (Posen), in Pommern (Danzig/Zoppot/Gdingen) sowie in Ober- und Niederschlesien (Breslau – Kulturhauptstadt Europas 2016) vertreten.

In Wielkopolska wurden nach einer Analyse 6 Branchen für die so genannte “intelligente Spezialisierung” gewählt (siehe: Aktuelles März 2015). Unter diesen 6 Branchen gehört eine zu dem Kreativsektor:  Design – gedacht als Konzeptarbeiten und zukunftsfähige Innenausstattung, gestützt auf die in Wielkopolska gut entwickelte Möbelbranche (Möbel sind  seit Jahren eins der wichtigsten polnischen Exportgüter für den deutschen Markt). Eine weitere der 6 Branchen –  ICT – wird zu den eng mit dem Kreativsektor verbundenen Branchen gezählt.

Ein charakteristisches Merkmal der Entwicklung der Kreativbranchen in allen Regionen Polens ist die Überlegenheit von Initiativen, die mit lokalen bzw. regionalen Selbstverwaltungsorganen nur locker zusammen arbeiten. Dies schränkt die Realisierung größerer Unternehmungen ein, insbesondere dieser mit Investitionscharakter, und bewirkt eine große Zerkleinerung des Sektors. In Polen sind über 150.000 Firmen in dem Kreativsektor tätig, wovon die größte Gruppe (fast 50.000) aus dem Bereich Architektur, Kunst und Design stammt.
 

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